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Pessimismus für Erfolg
Ein Beitrag von Ulrich zur Strassen
Verr:Ückt: Warum wir zum Erfolg Pessimismus benötigen
Ok, das ist reißerisch formuliert. Dennoch: der Kern der Aussage!
Gefühlt scheint es einfach zu sein: Pessimismus ist eine negative Energie, die uns hemmt – Optimismus ist eine Kraft, die uns weiterbringt. Doch diese pauschale Einseitigkeit ist nicht nur banal, sondern führt uns in Sackgassen. Die Realität ist deutlich vielschichtiger.
Wie Pessimismus uns ausbremst
Ja. Es strengt mich an, wenn Kollegen mit einer sorgenvollen oder frustrierten Stimmung herumlaufen und sie mich auf alle möglichen Probleme und Risiken aufmerksam machen. Niemand hört auf Dauer gerne einem ‚Dauernörgler‘ zu.
Die Folge? Ich ignoriere die ‚Schwarzmaler‘ – und setze mich mit ihren ‚Hiobsbotschaften‘ kaum noch konstruktiv auseinander.
Pessimisten, die häufig und zu lange in ’negativen‘ Gedanken hängen bleiben, laufen Gefahr, der Zukunft nur noch angstvoll, ohnmächtig und hoffnungslos gegenüberzustehen. Verschwörungstheorien und vollkommen ‚verquertes‘ Denken finden bei dieser Haltung willkommenes Gehör.
Aber das meine ich mit meiner Aussage nicht. Es geht mir nicht darum, alles in Frage zu stellen.
Dasselbe Dilemma: Optimismus verleitet uns immer wieder zu euphorisch und zu blauäugig, in Fallen und Probleme hineinzustolpern, die schlicht vermeidbar wären. Unsere Mitmenschen erleben uns dann enttäuscht, verzweifelt oder vorwurfsvoll, während wir unter massivem Zeitdruck nach einer Lösung suchen – aber selten eine wirklich gute finden.
Wie wir Pessimismus zu einer wertvollen und konstruktiven Kraft machen
Wenn wir uns dagegen mit den richtigen Fragen und Überlegungen proaktiv über mögliche Gefahren, Probleme oder drohendes Unheil Gedanken machen und auch Chancen und Risiken sorgfältig gegeneinander abwägen, gelingt es uns bereits im Vorfeld eine bessere Lösung zu finden – ohne Zeitdruck.
Wie können wir diese positive Energie in der täglichen Zusammenarbeit konkret nutzen?
Entscheidend ist zunächst unsere Haltung. Pessimismus hat eben auch das Potenzial, uns mehr Klarheit zu verschaffen, die richtigen Weichen zu stellen.
Folgende Fragen können uns bei der Umsetzung unterstützen.
Als diejenigen, die Probleme, Gefahren, Unglück, Schaden zu sehen glauben:
- Welche meiner kritischen Gedanken können tatsächlich helfen, ein besseres Ergebnis, eine bessere Entscheidung zu ermöglichen?
- Welche negativen Vorerfahrungen habe ich zu dem Thema gemacht? Woher kommen meine Ängste?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass meine Sorgen, Ängste und Vorbehalte tatsächlich eintreten werden?
- Welche konkreten Auswirkungen hätte es, wenn der Fall der Fälle passiert?
- Wie erkläre ich meinem Kollegen oder dem gesamten Team meine Beweggründe? Welche Hintergrund-Informationen benötigen sie, damit ich ihr Verständnis für meine Überlegungen gewinnen kann?
Als diejenigen, die von anderen mit möglichen Problemen/Gefahren konfrontiert werden:
- Wie fasse ich die Punkte und Aspekte, die ich gehört habe, zusammen?
- Welche Aspekte sind mir noch unklar? Wie formuliere ich diese Themen?
Alle zusammen:
- Wie können die geäußerten Vorbehalte, Sorgen, Probleme helfen, das Gesamt-Ergebnis zu verbessern? Welche möglichen Lösungsansätze finden wir?
Sie sehen sich selbst eher als Pessimisten oder arbeiten mit solchen zusammen? Versuchen Sie einmal, sich diese Fragen zu beantworten. Es wird Ihnen weiterhelfen – da bin ich sicher. Viel Erfolg!
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